
Der Aufstand der Farben
Zur Farbenwelt:
Bei diesem Blatt hatte ich einen Urlaub am Meer in meiner Erinnerung.
Als wir morgens die Tür des Campingwagens öffneten, war die Luft
ganz still, die Vögel sangen im Chor und der Himmel war strahlend
blau. Man spürte in der Kühle des Morgens schon sehr deutlich die
nahe Wärme des Tages.
Als wir zum Meer kamen, lag das Wasser wie eine blaugrüne, glattgestrichene
Tischdecke ausgebreitet vor uns. Die Sonne stand hoch. Um in die
weite Wasserebene blicken zu können, musste man die Augen zukneifen.
Das Wasser plätscherte leise. Dann kam plötzlich ein Wind auf, den
wir als sehr angenehm empfanden, denn er nahm das Sonnenbrennen
von der Haut. Noch immer war der Himmel blau, das Wasser einladend,
um hineinzulaufen. Auf den Wellen sprangen die weißen Schaumkronen
lustig hin und her.
Dann veränderten sich auf einmal die Farben. Die Zusammensetzung
bzw. die Ausdehnung der einzelnen Farbpartien wurde anders. Das
Grün nahm zu und verdrängte das Blau. Das Blau wurde leicht grau,
vor allem in den unteren bzw. hinteren Partien. Das Weiß der Wellenlinie
wuchs und nahm dabei eine leichte Gelbfärbung an. Die Wellen wurden
höher und höher, das Geräusch ihres Aufschlagens an Land wurde stärker
und stärker.
Mit dem roten Himmelsrand, den es im wirklichen Ablauf jenes
Tages nicht gab, wollte ich bei meinem Bild die Gefahr anzeigen,
die hinter jeder noch so friedlichen erscheinenden Naturgewalt stecken
kann.
Zur Technik:
Auch dieses Blatt gehört wie die Monatsbilder Mai bis Juni 2010
zur Karteikartenserie. Das Original ist 14,5 cm breit und 10,5 cm
hoch.
Das Motiv ist auf den weißen Karteikartenkarton marmoriert. Fast
immer wähle ich weißes Papier. Denn jede Farbe des Papiers verändert
natürlich auch die Schattierung der Marmorierfarbe. Meist wird sie
dadurch matt.
Neben den bereits in den vorhergehenden Monatsbildern beschriebenen
technischen Arbeitsschritten habe ich hier mit einem Hölzchen das
Grün in das Blau halbrund bzw. spiralförmig hineingezogen, um so
das Auftürmen der Welle zu zeigen.
Die Größe des Behältnisses für das Wasserbad wähle ich nach dem
Format des Papierbogens, den ich färben möchte. Meist ist die Wanne
etwas größer. So können sich die Farben im Wasser besser entwickeln.
Ich wähle dann den Teil des Musters aus, der mir am besten gefällt
bzw. der meiner bildlichen Vorstellung am nächsten kommt. Darauf
lege ich das zu marmorierende Objekt. Das Papier (oder auch die
Leinwand) saugt das Muster deckungsgleich auf.