August
Bild

Der Aufstand der Farben

Zur Farbenwelt:

Bei diesem Blatt hatte ich einen Urlaub am Meer in meiner Erinnerung. Als wir morgens die Tür des Campingwagens öffneten, war die Luft ganz still, die Vögel sangen im Chor und der Himmel war strahlend blau. Man spürte in der Kühle des Morgens schon sehr deutlich die nahe Wärme des Tages.

Als wir zum Meer kamen, lag das Wasser wie eine blaugrüne, glattgestrichene Tischdecke ausgebreitet vor uns. Die Sonne stand hoch. Um in die weite Wasserebene blicken zu können, musste man die Augen zukneifen. Das Wasser plätscherte leise. Dann kam plötzlich ein Wind auf, den wir als sehr angenehm empfanden, denn er nahm das Sonnenbrennen von der Haut. Noch immer war der Himmel blau, das Wasser einladend, um hineinzulaufen. Auf den Wellen sprangen die weißen Schaumkronen lustig hin und her.

Dann veränderten sich auf einmal die Farben. Die Zusammensetzung bzw. die Ausdehnung der einzelnen Farbpartien wurde anders. Das Grün nahm zu und verdrängte das Blau. Das Blau wurde leicht grau, vor allem in den unteren bzw. hinteren Partien. Das Weiß der Wellenlinie wuchs und nahm dabei eine leichte Gelbfärbung an. Die Wellen wurden höher und höher, das Geräusch ihres Aufschlagens an Land wurde stärker und stärker.

Mit dem roten Himmelsrand, den es im wirklichen Ablauf jenes Tages nicht gab, wollte ich bei meinem Bild die Gefahr anzeigen, die hinter jeder noch so friedlichen erscheinenden Naturgewalt stecken kann.

Zur Technik:

Auch dieses Blatt gehört wie die Monatsbilder Mai bis Juni 2010 zur Karteikartenserie. Das Original ist 14,5 cm breit und 10,5 cm hoch.

Das Motiv ist auf den weißen Karteikartenkarton marmoriert. Fast immer wähle ich weißes Papier. Denn jede Farbe des Papiers verändert natürlich auch die Schattierung der Marmorierfarbe. Meist wird sie dadurch matt.

Neben den bereits in den vorhergehenden Monatsbildern beschriebenen technischen Arbeitsschritten habe ich hier mit einem Hölzchen das Grün in das Blau halbrund bzw. spiralförmig hineingezogen, um so das Auftürmen der Welle zu zeigen.

Die Größe des Behältnisses für das Wasserbad wähle ich nach dem Format des Papierbogens, den ich färben möchte. Meist ist die Wanne etwas größer. So können sich die Farben im Wasser besser entwickeln. Ich wähle dann den Teil des Musters aus, der mir am besten gefällt bzw. der meiner bildlichen Vorstellung am nächsten kommt. Darauf lege ich das zu marmorierende Objekt. Das Papier (oder auch die Leinwand) saugt das Muster deckungsgleich auf.